Unterwasser-Fotografie
von Franz-Manfred Schüngel

Durch zwei Umstände unterscheidet sich die Fotografie unter Wasser von der über Wasser: Einerseits sollte die Kamera gegen eindringendes Wasser geschützt werden, da sonst mit starker Funktionsbeeinträchtigung zu rechnen ist; und andererseits gelten etwas andere Regeln wegen des höheren Brechungsindexes des Wassers und der stärkeren Absorption von Licht mit zunehmender Entfernung, die auch von der Lichtfarbe abhängt. Dieses Kapitel soll diesen beiden Punkten Rechnung tragen.

Unterwasser-Gehäuse für Sucher- oder Spiegelreflexkameras sind normalerweise wasserdicht verschliessbare Beutel aus PVC, in die je nach Preis Klarglasfilter für Objektiv und Suchereinblick und ein Handschuh für die Bedienung der Kamera eingearbeitet sind. Es gibt auch feste Kunststoffgehäuse, die jedoch dann in der Regel nur für eine bestimmte Kamera verwendet werden können. Sie empfehlen sich für Leute, die bereits eine Kamera haben und in die Unterwasserfotogarfie vorstossen möchten, ohne gleich eine komplette Unterwasserausrüstung zu kaufen. Nachteil ist hier, dass die Kamera unter Wasser recht unhandlich wird.
 

Im Handel sind verschiedene Unterwasser-Kameras, sowohl Sucher- als auch Spiegelreflexsysteme mit und ohne Möglichkeit des Objektivwechsels. Sie liefern zweifelsfrei die besten Resultate der hier vorgestellten Möglichkeiten und sind durch vielerlei Systemzubehör ergänzbar (z. B Blitzsysteme). Aufgrund ihres hohen Preises kommen sie jedoch in erster Linie für Leute in Betracht, die sich intensiv mit Unterwasserfotografie beschäftigen und eine solche Ausrüstung auch nutzen können. Die Objektive sind auf den höheren Brechungsindex von Wasser korrigiert, sodass ein Einsatz für normale Fotografie nicht empfohlen werden kann. Man kann dafür natürlich die Unterwasserkamera in ein Unterwassergehäuse packen und dies mit Wasser füllen.

Eine Besonderheit stellen Einweg-Unterwasserkameras dar. Sie sind klein, leicht und billig, häufig am Urlaubsort zu kaufen und stören das Schnorchelerlebnis kaum, weil man sie bei Nichtgebrauch einfach in die Badehose stecken kann. Für richtige Tauchgänge sind sie wegen der maximalen Tauchtiefe von nur wenigen Metern normalerweise nicht geeignet. Ein Wassereinbruch ist zwar auch bei Tiefen von rund 20 Metern nicht zu befürchten, doch verweigern sie aufgrund des Drucks dann den Dienst. Ihre optische Qualität ist mässig, aber unter guten Lichtverhältnissen auch für kritische Menschen noch akzeptabel. Es gibt sie nur mit Negativfilmen, was aufgrund des höheren Belichtungsspielraums auch Sinn macht. Wer im Rahmen eines Urlaubs mal zum Schnorcheln kommt, sollte sie auf jeden Fall einmal ausprobieren. Auch wer normalerweise Dias vorzieht, kann hinterher beim Fotohändler seines Vertrauens Diakopien von den besten Negativen machen lassen.
 

Ein grosses Problem bei der Unterwasserfotografie ist, dass Wasser Licht viel stärker absorbiert als Luft, und zwar vor allem den Rotanteil. Während das Auge solche Farbverschiebungen unmerklich korrigiert, zeigt sich auf den fertigen Bildern ein deutlicher Blaustich, abhängig von der Aufnahmedistanz. Ab einer bestimmten Entfernung, die auch in völlig klarem und flachem Wasser recht kurz ist (ca. fünf Meter), kommt schliesslich so wenig Rotanteil an, dass das Bild einfarbig blau wird. Durch das völlige Fehlen der anderen Farben ist es nicht möglich, den Farbstich auszufiltern. Daher ist die wichtigste Regel beim Fotografieren bunter Objekte wie Riffen, dass man möglichst nahe heran geht, ohne die Nahgrenze zu unterschreiten. Verwendet man einen Blitz, kann man Versuche mit einem Rotfilter vor dem Blitz machen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von speziellen Unterwasserfilmen, die eine höhere Empfindlichkeit für rotes Licht besitzen. Wer sowieso nur Schwarzweiss fotografieren möchte, vermeidet das Problem.

Wer im flachen Winkel schräg unter die Wasseroberfläche schaut, stellt fest, dass das Licht dort total reflektiert (gespiegelt) wird. Je nach Wellengang ergibt dies recht nette Effekte, weshalb man auch mal schräg nach oben und nicht nur nach unten fotografieren sollte.


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(c) 1999 by Franz-Manfred Schüngel