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Low- und High-key-Fotografie

2009-09-28 Low- und High-key-Fotografie sind zwei Beleuchtungstechniken, die sehr häufig angewandt werden, um das gewählte Motiv stilistisch zu unterstützen. Doch so einfach diese Techniken auch wirken mögen, so oft kommt es auch zu Missverständnissen bei der Umsetzung. Low-key und High-key sind die gegensätzlichen Geschwister einer Fehlbelichtung des Objektes. Wie genau die Vorgehensweise ist und was ein Low- bzw. High-key-Bild ist, soll in diesem Fototipp erläutert werden.  (Harm-Diercks Gronewold)

Higk-key-Aufnahme [Foto: MediaNord]Starke Kontraste und überwiegend dunkle Bildpartien zeichnen ein Low-key-Foto aus. Darum ist die Low-key-Fotografie reiz- und geheimnisvoll, und kann gleichwohl mit relativ geringen Mitteln umgesetzt werden. Doch wie immer in der Fotografie gibt es unterschiedliche Meinungen, was Low-key eigentlich ist. Fangen wir aber damit an, ganz deutlich zu sagen, was ein Low-key nicht ist. Low-key ist kein schlecht belichtetes, sondern ein auf die Lichter belichtetes Foto. Üblicherweise wird ein Foto von der Programmautomatik so belichtet, dass Lichter möglichst nicht "ausbrennen" und Tiefen nicht "zulaufen" oder "absaufen". Das hat unter optimalen Verhältnissen ein ausgewogenes Histogramm (siehe weiterführende Links) zur Folge, doch bei einem Low-key ist ein ausgewogenes Histogramm unerwünscht. Erwünscht ist ein unausgewogenes Histogramm mit viel Tiefen, wenig Mitten und verschwindend geringen Lichtern.

Ganz ohne Hilfsmittel erreicht man das zwar auch, aber die Benutzung eines Stativs ist zu empfehlen, da man vor allem bei Studiofotografie schnell in einen Verschlusszeitenbereich gerät, der nicht mehr verwacklungsfrei aus der Hand zu halten ist. Hier gilt natürlich auch die alte Fotografenregel "Kehrwert Kleinbild-Brennweite = sichere Verschlusszeit" (siehe weiterführende Links). Erleichtert wird die Erstellung eines Low-keys durch die Verwendung einer Spot-Belichtungsmessung. Als Lichtquelle kann nahezu alles verwendet werden, z. B. die tief stehende Sonne, eine Schreibtischlampe oder ein Blitzgerät. Das Objekt befindet sich vorzugsweise vor einem dunklen Hintergrund. Die Lichtquelle kommt von einer Seite. Hier nicht auf aufgehellte Schatten achten, denn der Kontrast soll ja gerade groß sein. Selbstverständlich kann man auch das Licht mit Diffusoren weicher machen, es muss nur darauf geachtet werden, dass die Kontraste nicht zu weich werden.

Low-key-Portrait [Foto: MediaNord]Die Belichtung wird nun auf die hellsten Bereiche des Objektes abgestimmt. Das funktioniert nur gut mit der Spotmessung, oder man führt eine Belichtungsreihe durch und wählt zwei bzw. drei Blenden niedriger, als die Belichtungsautomatik vorschlägt. So sagt man der Kamera: "kümmer´ Dich nicht um die Tiefen, sondern belichte mir die Mitten bzw. Lichter". Die Ergebnisse sollten sich dann durch satte Tiefen auszeichnen und durch das fast gänzliche Fehlen von Zwischentönen.

Ist das Bild im Kasten, kann man es mit einem Bildbearbeitungsprogramm noch ein wenig verfeinern. So eignet sich die Gradationskurve perfekt, um die Bildwirkung zu optimieren. Als kleinen Trick kann man die hellen Bereiche noch ein wenig weiter aufhellen, indem man die hellen Bereiche auf eine neue Ebene kopiert. Im Photoshop geht man auf die Kanal-Palette, hält die Strg-Taste gedrückt und klickt in den RGB Kanal. Hier wird nun eine Auswahl der Luminanz aller drei Kanäle erstellt. Diese kopiert man auf eine neue Ebene (Strg+J), und die Verrechnungsmethode wird auf "negativ multiplizieren" gesetzt. Mit der Deckkraft kann man nun die Intensität der Aufhellung beeinflussen. Zu beachten ist hierbei, dass an den Tiefen nichts verändert wird. Möchte man die dunklen Töne abdunkeln, dann wählt man auch hierfür die Luminanz aller Kanäle, kehrt die Auswahl um und setzt die Ebenenverrechnung auf "multiplizieren".

Low-key-Aufnahme [Foto: MediaNord]Das High-key ist das Gegenteil von einem Low-key und ist etwas schwerer umzusetzen als ein Low-key. Hier sollte am Anfang zunächst wieder gesagt werden, was ein High-key nicht ist. High-key bedeutet nicht ausgebrannte Lichter und keine erkennbare Trennung vom Hauptmotiv zum Hintergrund. Der Hintergrund kann sich zwar in den oberen RGB-Werten von 250-255 darstellen, doch das Objekt sollte immer klar davor erkennbar sein.

Um ein High-key zu erstellen, platziert man das Modell vor einem hellen (grauen oder weißen) Hintergrund und beleuchtet es frontal. Handelt es sich dabei um ein Objekt von heller Farbe, sollten die Konturen abgedunkelt werden, damit diese weiterhin zu sehen sind. Die Belichtungseinstellung der Kamera wird so gesetzt, dass die hellste Stelle des Objektes noch Zeichnung hat. Der Hintergrund wird, ausgehend von der Belichtung der Objekt-Belichtung, eine halbe bis eine Blende heller eingerichtet.

Ist das High-key erstellt, dann kann man in der Nachbearbeitung noch ein wenig Hand anlegen, man muss aber darauf achten, wie oben erwähnt, dass das Objekt nie so hell ist wie der Hintergrund. Optimales Werkzeug ist hier auch wieder die Gradationskurve. Damit einem beim nachträglichen Bearbeiten des High-key-Bildes nicht die Farben verunglücken, sollte man die Verrechnungsmethode der Gradationskurve bzw. Tonwertkorrektur auf "Luminanz" setzen.

Zum Abschluss sollte erwähnt werden, dass man Low-key eher für dunkle Objekte einsetzen sollte und High-key für helle.

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.