Empfindlichkeit und Konfektionierung von Filmen
von Franz-Manfred Schüngel

Die Empfindlichkeit eines Films hängt nicht nur von der Herstellung des Films ab, sondern auch von seiner Entwicklung. Die auf die Filme aufgedruckten Angaben sind Nennempfindlichkeiten, die sich auf die standardisierten Entwicklungen C-41 für Farbnegativfilme und E-6 für Diafilme beziehen. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, da sich ein Film, den man aufgrund einer falschen Empfindlichkeitseinstellung an der Kamera vollständig falsch belichtet hat, durch eine etwas teurere Sonderentwicklung meistens retten lässt. Bei geringen Fehlbelichtungen (z. B. 200 ASA statt 100) bei Negativfilmen ist dies aber noch nicht einmal notwendig, da der Belichtungsspielraum von Negativfilmen ausreichend hoch ist.
 

ASA
25
50
100
125
160
200
400
800
1000
DIN
15
18
21
22
23
24
27
30
31

Die Tabelle zeigt wichtige Filmempfindlichkeiten nach der deutschen Industrienorm (DIN) und dem amerikanischen Standard (ASA). Der internationale Standard kombiniert die Zahlen (z. B. ISO 100/21). ASA ist linear, d. h. ein 200 ASA-Film ist doppelt so empfindlich wie ein 100 ASA-Film, er ergibt somit ein gleich belichtetes Bild bei der halben Verschlusszeit oder bei einer Blendenstufe weniger. DIN ist logarithmisch skaliert, 3 DIN entsprechen einer Verdoppelung der Empfindlichkeit. Bei russischen Kameras wird die Filmempfindlichkeit in GOST angegeben. GOST entspricht in etwa ASA, 90 GOST sind 100 ASA, 180 GOST sind 200 ASA usw. In letzter Zeit wurde die Skala aber an ASA angeglichen, sodass dies nur für ältere russische Kameras gilt.

Bei älteren und mechanischen Kameras muss die Filmempfindlichkeit noch von Hand eingestellt werden, moderne elektronische Kameras lesen die DX-Codierung auf der Filmpatrone aus. Diese Codierung besteht aus Feldern, die entweder lackiert oder blank sind, sodass die entsprechenden Kontakte an der Kamera überbrückt werden oder auch nicht. Sie enthält Informationen über die Filmempfindlichkeit und -länge.
 

Ein empfindlicherer Film ermöglicht freihändiges (d. h. ohne Stativ) Fotografieren bei schlechteren Lichtverhältnissen und höhere Blitzreichweiten. Die Körnigkeit steigt aber mit der Empfindlichkeit an, sodass bei Vergrösserungen von Negativen schneller (= empfindlicher) Filme die Struktur des Korns sichtbar wird. Auch die Schärfe und die Auflösung sind bei langsamen Filmen besser. Man sollte daher den Film so langsam (unempfindlich) wie möglich und so schnell wie nötig wählen, wenn man auf Qualität bedacht ist.

Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über die gebräuchlichsten Konfektionierungen:
 
Pocket (110) Da er in kleine Cassetten verpackt ist, ist die Handhabung des Pocketfilms sehr einfach und ein Zurückspulen des belichteten Films unnötig. Das sehr kleine Filmformat (13 x 17mm) setzt allerdings der Vergrösserungsfähigkeit der Negative eine frühe Grenze. Ausserdem verkratzen die Filme in den Cassetten leicht. Heutzutage sind Kleinbildkameras so kompakt geworden, dass eine Investition in dieses System nicht mehr lohnt.
APS Das Advanced Photo System wird von engagierten Fotografen als ein weiterer Versuch der Filmindustrie verstanden, weniger Film für das gleiche Geld zu verkaufen. APS verfügt zwar über Magnetstreifen, die zusätzliche Informationen aufzeichnen können und mehr Funktionen erlauben, aber diese Innovation ist kein Argument für ein neues Filmformat. Vorteilhaft ist, dass es sehr kompakte Sucherkameras für APS gibt. Der Film ist in einer Patrone konfektioniert und wird nach Gebrauch zurückgespult.
Kleinbild (135) Das verbreiteste System sowohl für Sucherkameras als auch für Spiegelreflexsysteme. Das gängigste Bildformat in 24 x 36mm, es gibt aber auch Halbformatkameras mit dem Format 24 x 18mm und Panoramakameras, die breitere Bilder als 36mm auf den Film belichten. Der Film kommt in einer Patrone und wird nach der Belichtung zurückgespult. Er ist in vielen verschiedenen Längen erhältlich, z. B. mit 12, 24 und 36 Bildern.
Rollfilm (120, 220) Der Rollfilm wird in Mittelformatkameras verwendet, auch für Grossformatkameras gibt es Rollfilmmagazine. Die gängigsten Formate sind 45 x 60mm, 60 x 60mm, 60 x 70mm, 60 x 80mm oder 60 x 90mm. Panoramakameras belichten teilweise noch breitere Bilder. Der 120er Rollfilm ist mit einem Streifen lichtdichtem Papier, auf dessen Rückseite Zahlen aufgedruckt sind, auf einer Kunststoffspule aufgerollt. Während der Belichtung des Films (16 Aufnahmen bei 45 x 60mm, 12 Aufnahmen bei 60 x 60mm) wird er auf eine zweite Spule transportiert. Ältere Kameras haben in der Rückwand ein Fenster, der Filmtransport erfolgt, bis die nächste Zahl (die auf das rückseitig am Film befestigte Papier aufgedruckt ist) im Fenster erscheint. Nach Belichtung ist der Film auf der zweiten Spule aufgerollt, wodurch die erste Spule für den nächsten Film freiwird. Ein Rückspulen wird damit unnötig. Der 220er Rollfilm ist doppelt so lang und erlaubt damit doppelt so viele Aufnahmen, besitzt jedoch kein rückseitig befestigtes Papier über die gesamte Filmlänge, sondern nur am Anfang und am Ende angeklebte Papierstreifen. Er kann damit nur in Kameras verwendet werden, die kein Fenster in der Rückwand haben und den Bildstand beim Filmtransport selbständig einstellen.
Planfilme Für Grossformatkameras gibt es Planfilme verschiedener Formate. Sie liegen ähnlich wie Fotopapier in einem lichtdichten Karton (drei ineinandergesteckte Halbschalen) und müssen im Dunkeln in entsprechende Kassetten gepackt werden. Damit man ihn nicht falsch herum einlegt, ist er mit einer ertastbaren Kerbe versehen. Hält man den Film so, dass die Kerbe auf der Oberkante auf der rechten Seite ist, zeigt die lichtempfindliche Seite zu einem hin. Wesentlich bequemer, aber teurer und problematischer (Lichtlecks, Planlage) sind Verpackungen, in denen der Planfilm direkt belichtet werden kann - eine Art Einwegcassette (Readyload, Quickload).
Exoten Manche exotischen Filme sind heute noch erhältlich, etwa die Minox-Filme für die Minox-"Spionagekameras". Andere, wie die Kodak-Disc-Filme, 127er Rollfilme (40 x 40mm), 126er Cassettenfilme und 16mm-Filme sind nicht mehr oder nur noch schwer zu bekommen.
 
Das Format hat natürlich massgeblichen Einfluss auf die Bildqualität. Die Sichtbarkeit hängt jedoch stark von der Vergrösserung ab, bei Prints der Grösse 20 x 30 cm sind die Unterschiede aber schon augenfällig. Die Grafik zeigt massstabsgerecht einen Vergleich der Filmflächen.


Die richtige Belichtung III  | Inhalt  | Suche  |  Die chemische Seite


(c) 1999-2000 by Franz-Manfred Schüngel